Finger weg von den Schlagbäumen
Wie lässt sich die Pandemie in Europa und als gemeinschaftliche europäische Lösung aufhalten? Um nichts anderes ging es vorgestern beim EU-Sondergipfel in Brüssel. Und dann lag sie auf dem Tisch: Die Joker-Karte der Grenzschließungen. Die Staatschefs haben sie (noch) nicht gezogen. Und doch halten sie sie noch in der Hand. Wir meinen: Werft sie weg. Vernichtet diese Karte. Finger weg von den Schlagbäumen der europäischen Freiheit.
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„Dreckige Franzosen“
Schon im Frühling, zu Beginn der Pandemie, wurden die Grenzen dicht gemacht. Deutschland galt als Vorreiter. Was hat es gebracht? Hinsichtlich des Viruses nichts! Gebracht hat es lediglich Hass. Denn alte, weit überholte Ressentiments stiegen wie Zombies aus der Gruft. Unsere Landesnachbarn wurden als „dreckige Franzosen“ beschimpft, Franzosen und Luxemburger ärgerten sich über unfreundlich kontrollierende Grenzbeamte und sahen ihn wieder, den hässlichen, arroganten Deutschen in Uniform.
Der Fremde als Gefahr
Der Entzug der Freiheit an den Grenzen wird als Schutz dargestellt. Schutz vor wem? Vor dem Österreicher? Dem Spanier oder dem Italiener? Denn exakt so werden wir wieder anfangen zu denken! Wir werden wieder anfangen ein verzerrtes Bild von heiler Innenwelt und böser Außenwelt zu bekommen. Wir gleiten zurück in eine Welt die nicht von Freundschaft, sondern von Misstrauen und Gefahr von Außen geprägt ist. Es füttert den Gedanken: „Der Fremde als Gefahr“ und wäre somit auch eine Steilvorlage für sämtliche europäische (rechts)populistische Kräfte. Das kann niemand ernsthaft wollen.
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Freiheit ist kein good will
Die Staaten müssen den Bürger abholen. Für die Pandemiebekämpfung braucht es keine Zerrissenheit. Es braucht das Miteinander und die Aufklärung. Jeder einzelne Bürger Europas kann mithelfen, das Virus in den Griff zu bekommen. Die Generation „Easyjet“ muss zeigen, wieviel ihnen nun der europäische Gedanke wert ist. Wir könnten fliegen, wir könnten reisen, aber wir sollten es aktuell nicht. Das ist unsere Aufgabe, hier mitzumachen. Und die Aufgabe der Staaten muss es sein, nicht mit der europäischen Freiheit zu spielen und uns die Freiheit als „good will“ zu verkaufen, indem uns die Obrigkeit diese entweder gewähren aber auch jederzeit wieder entziehen kann.
Daher: Denkt nicht mal dran EU. Schmeisst die Karte der Grenzschließungen weg.
Bild von Gerd Altmann auf Pixabay